Liebe Leserinnen und Leser,

am 23. Februar gehe ich wählen. Gott ist auch wählen gegangen. In aller Öffentlichkeit hat er sein Kreuz gemacht. Es steht auf Golgatha, daran erinnert jede Kirche. „Falsch gewählt“ – finden die einen, als Jesus hingerichtet wurde. Die, die sich an der Macht berauschen. Menschenwürde scheinen sie nicht zu kennen.

„Alles richtig gemacht“, so glaube ich es mit denen, die sich Christen nennen.

Wo soll ich mein Kreuz machen? Ich möchte so wählen, dass ich es vor Gott verantworten kann, in meinem Gewissen. Aber wie? Welche Partei? Wem vertraue ich? Muss ich strategisch denken und eine bestimmte Partei wählen? Oder doch lieber eine Person? Welches Thema ist für mich das Wichtigste? Das Miteinander ist komplexer als es mir lieb ist.


Eines weiß ich: Passion ist Leidenschaft. Aus Passion hat Gott sein eigenes veraltetes Bild zertrümmert. Gott hatte die Größe, ohnmächtig zu sein. Vermeintliche Schwäche ist die eigentliche Stärke. Diesem Anspruch ist die Kirche zwar selbst nicht immer gerecht geworden.  Aber dennoch: Ich möchte mich nicht vor einer Entscheidung drücken.

„Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt kennen keine Ausnahme“, erklären die evangelische und katholische Kirche: „Sie gelten allen Menschen und machen eine Gesellschaft menschlich. Das ist unsere christliche Grundüberzeugung.“ 

Das werde ich wählen. Und zwar leidenschaftlich. Mit Gottvertrauen.

Spätestens am 5. März beginnt ohnehin wieder die Passionszeit. Sie will daran erinnern, dass es eben ohne Leidenschaft nicht geht. Eine gerechte Politik gibt es nur im Respekt und Miteinander aller. Und für diese Politik muss jemand die demokratisch kontrollierte Macht bekommen. 

„Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“ – so das Motto für die diesjährige Passionszeit. Und genau das wünsche ich allen vor und nach der Wahl: den Gewählten, den nicht Gewählten, den Wählerinnen und Wählern.

 

Ihr/Euer

Stephan Büttner

Pastor